MüMis Bloghouse

Arbeit paradox

Wie kein anderer Politikbereich ist die Arbeitsmarktpolitik von Ungereimtheiten, Paradoxien und Mythen durchdrungen:
Wie passt der wachsende Arbeitskräftemangel mit einem nach wie vor hohen Stand der Arbeitslosigkeit zusammen?
Was ist vom Mythos vom Ende der Arbeit zu halten, wenn wir uns gleichzeitig einem dynamischen Gründungsgeschehen bei mittelständischen Unternehmen der wissensbasierten Dienstleistungsökonomie gegenübersehen, deren Arbeitskräftebedarf nur schwer zu decken ist?
Wie passt die boomende Schattenwirtschaft mit schätzungsweise sechs bis acht Millionen Teilzeit-Jobbern und einer jährlichen Wertschöpfung in Höhe von 15 Prozent des Sozialprodukts mit der Behauptung zusammen, es gäbe in Deutschland nicht genügend Arbeit bei einfachen Dienstleistungen?
Wie ist es möglich, dass der ausufernde Sozialstaat, in dem Jahr für Jahr die Hälfte unseres Staatshaushalts versenkt wird, mit der These verteidigt wird, die rund sieben Millionen Hartz IV-Empfänger müssten vom Staat versorgt werden, weil es keine Beschäftigung für sie gäbe?
Es ist offensichtlich, dass sich diese Widersprüche auflösen, wenn man die hohe Unterbeschäftigung statt auf mangelndes Arbeitsangebot auf zwei Gründe zurückführt: auf Ausbildungsdefizite bei jugendlichen Arbeitslosen einerseits und auf verfehlte Anreizsysteme zur Arbeitsaufnahme für einen Großteil der geringqualifizierten Langzeitarbeitslosen.

Wolfgang Müller-Michaelis, aus: Wege aus der Jugendarbeitslosigkeit - Neue Gedanken zu einem alten Thema (2010)

 
-->