MüMis Bloghouse

Der verflixte Reichtum

In den Wahlprogrammen einiger Parteien wird die Höherbesteuerung für Besserverdienende gefordert, um der zunehmenden Spaltung des Landes in Arm und Reich zu begegnen. Dabei wird übersehen, dass das Auseinanderdriften der Einkommensverhältnisse weniger in Unterschieden bei den Erwerbseinkommen als bei den Kapitaleinkünften begründet ist.
 
Daher wäre es zielführender, die Erwerbsbevölkerung durch steuerliche Anreize in Kombination mit Investivlohnregelungen auf breiter Front zu Kapitaleignern zu machen, was auch ihrer Alterssicherung zu Gute käme. Der Ruf nach Höherbesteuerung der Reichen kommt demgegenüber bei genauer Betrachtung einem Angriff auf das in den Wirtschaftsbetrieben investierte Kapital und damit auf die daran gebundenen Arbeitsplätze gleich.
 
Wollte man den zehntausend Topreichen im Lande eine Sondersteuer von pro Kopf einer Million Euro auferlegen, ergäbe das ein zusätzliches Aufkommen von zehn Milliarden Euro. Der damit verbundene Umverteilungseffekt auf 80 Millionen Einwohner liefe aber auf nur bescheidene 120 Euro hinaus. Wollte man stattdessen lieber eintausend Euro für jeden Einwohner durch Umverteilung locker machen, müsste die kleine Gruppe der Höchstverdiener mit 80 Milliarden Euro zur Kasse gebeten werden. Unterstellt, sie würden dann überhaupt noch im Lande bleiben, müssten zur Liquidation dieses Betrages Kapitalanlagen aufgelöst werden, was volkswirtschaftlich betrachtet einer Vernichtung von Produktivkapital gleichkäme, die notwendigerweise mit einem Verlust von Arbeitsplätzen und künftigen Wachstumseinbußen verbunden wäre.
 
Der vermeintliche Ausweg zur Vermeidung dieser Negativeffekte auf den volkswirtschaftlichen Kapitalstock, die Umverteilung durch Ausweitung der Besteuerung auf mittlere Einkommen zu bewerkstelligen, führt erst recht in die Irre. Denn er käme einem Angriff auf die Leistungskraft jenes Teils der Erwerbsbevölkerung gleich, der der Motor unseres im Innern beargwöhnten aber von aller Welt bestaunten Wohlstands immer war und auch bleiben sollte. Selbst auf Kosten der Ungleichheit, von der Immanuel Kant wusste, dass sie die Quelle so vieles Bösen, aber auch alles Guten ist.

 
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