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Kantersieg für die Fußball AG - Ungewisse Zukunft für den Sport des Hamburger Vereins

Mit einer Bravourleistung ohnegleichen haben Ernst-Otto Rieckhoff und sein Team von HSVPlus ein neues Kapitel in der Geschichte des Bundesliga-Dino HSV aufgeschlagen, der eine Woche zuvor nur um Haaresbreite dem Abstieg in die Zweitklassigkeit entkommen war.

Was die HSVPlus-Anhängerschaft vor allem auf die Palme gebracht hatte, war das jahrelange miserable Management der Vereinsführung. So hatten sich bei der Mitgliederversammlung am 25. Mai erhebliche Emotionen aufgestaut, dem Desaster ein für allemal ein Ende zu bereiten. Von vornherein stand fest, dass nur mit einer Massenbeteiligung das Quorum von 75 Prozent zugunsten von HSVPlus zu erzielen war.

Mit einem beispiellosen logistischen Aufwand wurden Dutzende Busladungen von Rieckhoff-Fans aus ganz Deutschland ins HSV-Stadion transportiert, was schließlich zur Rekordbeteiligung von nahezu 10.000 Teilnehmern führte. Das war mehr als genug, um mit dem Stimmengewicht von 86 Prozent der Umwandlung des renommierten Hamburger Sportvereins in eine Fußball AG zum Durchbruch zu verhelfen.

So sehr man Ernst-Otto Rieckhoff für den unermüdlichen Einsatz bewundern muss, sein Projekt so eindrucksvoll zum Erfolg geführt zu haben, bleiben mit Blick auf die Zukunft des Vereins doch eine Reihe von Fragen offen, die sich angesichts der Umstände stellen, unter denen dieses Ergebnis zustande kam.

Diese Fragen werden vor allem auch aus Kreisen jener Alt-HSVer gestellt, die genauso wie Ernst-Otto Rieckhoff seit Jahren für die rechtlicheTrennung des gewerblich betriebenen Profifußballs vom gemeinnützigen Amateursportverein eingetreten waren – die dabei aber neben der Ausgliederung der Profiliga immer auch die Gesundung des Gesamtvereins mit seiner gesellschaftspolitisch so wichtigen Aufgabe der Förderung des Breitensports im Auge hatten.

Wenn man daran erinnert, dass bei der zehnjährigen BP-Sponsorship für den HSV 1977 bis 1987, die maßgeblich zur größten sportlichen Erfolgsserie in der bisherigen Vereinsgeschichte beigetragen hatte, die Förderung des Breitensports im Amateurbereich wesentlicher Vertragsbestandteil war, wird deutlich, dass die Propagierung von HSVPlus als Allheilmittel zur Überwindung der Vereinsmisere so alternativlos nicht war.

Wer das fanatische Gebrüll der HSVPlus-Unterstützer in der Imtech-Arena miterlebt hat, das immer dann ausbrach, wenn ein Redner über den Fußball hinausgehende gemeinnützige Interessen des Vereins anzusprechen wagte, hatte unwillkürlich den Urschrei der gemarterten Fanseele nach dem erlösenden Großen Geld im Ohr.

Jedenfalls fühlte man sich als Mitglied eines großen Sportvereins in eine Welt versetzt, die alles vermissen ließ, was mit Fairplay zu tun hat. Nicht wenige der HSVer, die dem HSVPlus-Projekt am 19. Januar ihre Zustimmung gegeben hatten, fühlten sich von dem am 25. Mai zur Abstimmung stehenden Umsetzungskonzept geprellt, das aus der angestrebten Ausgliederung eine tatsächliche Übertragung des gesamten Vereinsvermögens auf die Fußball AG gemacht hatte.

Man fragt sich, wie aus dieser Machtversessenheit gegenüber den berechtigten Interessen des Universalsportvereins jener Goodwill erwachsen soll, der für den Zusammenhalt eines großen Vereins unverzichtbar ist. Für die Überlebensfähigkeit des HSV als eine der großen gesellschaftlichen Institutionen des deutschen Nordens dürfte die Pflege von Sportsgeist und Vereinskultur von ähnlich großer Bedeutung sein, wie die Zuführung von frischem Geld für den Erfolg der Profiliga. Vielleicht sogar noch etwas mehr.

 
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