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Eine Stimme zum Ungarn-Bashing aus Budapest

Der Autor reagiert auf kritische deutsche Pressestimmen zum Wahlsieg Viktor Orbáns, insbesondere auf einen Leitartikel in der Tageszeitung „Neue Westfälische“ aus Bielefeld:

Was in dem Artikel steht, ist vom ersten bis zum letzten Wort nicht wahr. Zwar ist keine Aussage eine totale Lüge, aber alle Aussagen zusammengenommen enthalten jede Menge kleiner Halbwahrheiten. Dazu einige Beispiele:

Es wird unterstellt, dass die Wahlen nicht demokratisch gewesen seien. Die Tatsachen: in Budapest haben die Oppositionsparteien gewonnen, auf dem Lande die Regierungsparteien. Schlussfolgerung der deutschen Presse: die Wahl in Budapest war demokratisch, auf dem Lande nicht. Das ist natürlich absurd.

Eine Tatsache ist auch, dass in freier und demokratischer Wahl mehr als zwei Drittel der ungarischen Wähler Viktor Orbán zum dritten Mal nacheinander zum Premierminister gewählt haben. Bei einer Wahlbeteiligung von 70 Prozent ist das ein beachtliches Ergebnis. Aufgrund der Erfahrungen der letzten acht Jahre hat die schweigende Mehrheit Orbán gewählt, während die aggressive Minderheit das natürlich nicht gut fand.

Im Mittelalter war Ungarn 150 Jahre Teil des Osmanischen Reiches. Dabei ist die ungarische Bevölkerung um die Hälfte dezimiert worden. Wir kennen den Islam, wir wollen ihn nicht wieder haben. Nach dem Zweiten Weltkrieg lebten die Ungarn 45 Jahre lang unter kommunistischer Herrschaft, anschließend hatten wir acht Jahre eine postkommunistische Regierung. Linke und Liberale sind traditionell international ausgerichtet, Rechte sind national gesinnte Patrioten aber keine Nationalisten. Man kann sagen, dass Viktor Orbán Ungarn den Ungarn zurückgebracht hat und die territoriale und nationale Integrität des Landes bewahren möchte. Entsprechendes wäre im übrigen auch für Deutschland nicht schlecht!

Und noch etwas zur Unterstellung von Judenfeindlichkeit im Artikel: im Herbst war Benjamin Netanjahu zusammen mit seiner ganzen Familie zu einem offiziellen Besuch in Ungarn. Er reagiert sehr empfindlich auf kleinste Anzeichen von Antisemitismus. Er nannte Obárn einen guten Freund und bezeichnete ihn als einen seiner besten Partner. Er dankte unserem Ministerpräsidenten für die Unterstützung der Juden in Ungarn.

Ansonsten wurde vor wenigen Wochen die mit finanziellen Mitteln der ungarischen Regierung restaurierte Synagoge in Subotic, Serbien, übergeben. Es ist die zweitgrößte Synagoge Europas und die einzige auf der Welt im Jugendstil (erbaut 1902). An der feierlichen Einweihungszeremonie nahmen der ungarische und der serbische Ministerpräsident sowie der Hauptrabbbi der beiden Länder teil. Benjamin Netanjahu konnte nicht teilnehmen, bedankte sich aber mit einem herzlichen Schreiben bei der ungarischen Regierung. Das ist der Antisemitismus in Ungarn unter Viktor Orbán.

Zur Situation der Nicht-Regierungsorganisationen (NGOs): auch hier werden die Dinge verzerrt dargestellt. Kürzlich besuchte der Präsident von Rotary International Ungarn und traf sich mit dem Staatspräsidenten, der zu den Gründungsmitgliedern der Partei von Orbán gehört. Das ursprünglich für zwanzig Minuten geplante Treffen dauerte über eineinhalb Stunden. Diese Tatsache spricht für sich. Der RI-Präsident sprach auch zur Prime Time zehn Minuten im größten staatliche TV-Sender über alles, was ihm auf dem Herzen lag, so wie es in einer Demokratie üblich ist.

Und schließlich das Wichtigste: die meisten Ungarn wollen Teil der EU sein und das zusammen mit der ungarischen Regierung. Für uns ist die EU aber kein die nationalen Identitäten auflösender Bundesstaat sondern ein Staatenbund, eine freiwillige Vereinigung souveräner Staaten. 1956 brach in Ungarn eine Revolution aus, weil sich die Bevölkerung nicht mit der sowjetischen Diktatur abfinden wollte. Es ist bis heute so geblieben, dass die Ungarn Bevormundungen, egal von welcher Seite, nicht zu tolerieren bereit sind.

 
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