Mümis Bloghouse - Gäste Blog

Mehr Gelassenheit in der Klimadebatte!

Wen die aktuelle Klimadebatte verunsichert, der kann sich entweder der vorherrschenden Meinung oder dem Lager der sogenannten Klimaskeptiker anschließen. Wer aber versucht, sich von einer zunehmend emotionalen Debatte und den Filterblasen beider Denkrichtungen nicht vereinnahmen zu lassen und sich ein eigenes Urteil zu bilden, steht vor einer echten Herausforderung.

Mit dem gesunden Menschenverstand kommt man dabei nicht viel weiter, der würde einen eher daran zweifeln lassen, dass ein Spurengas mit einem Anteil an der Luft von 0,04 Prozent, von dem wiederum maximal 5 Prozent von Menschen verursacht sind, also 0,002 Prozent der Atmosphäre, für einen dramatischen Temperaturanstieg allein verantwortlich sein soll. Die Tatsache, dass sich dieser vermutete Zusammenhang auch nicht experimentell nachweisen lässt, sondern ausschließlich aus komplexen Modellrechnungen abgeleitet wird, dürfte den Glauben auch nicht verstärken.

Wenn man schließlich erfährt, dass Auswertungen von Eisbohrkernen über einen Zeitraum von 600000 Jahren gezeigt haben, dass sich CO2 und Temperatur immer parallel entwickelt haben, dabei aber immer erst die Temperatur und dann mit einer Verzögerung von etwa 800 Jahren der CO2-Gehalt in der Atmosphäre angestiegen ist, klingt das eher wie ein Beleg für den Temperaturanstieg als Ursache und den CO2-Anstieg als Folge statt umgekehrt. Nun gibt es genug wissenschaftliche Erkenntnisse, die in scheinbarem Widerspruch zum gesunden Menschenverstand stehen und die trotzdem akzeptiert werden, weil sie durch Experimente bewiesen werden konnten.

Es mag also gute wissenschaftliche Argumente geben, die solche scheinbar plausiblen Überlegungen entkräften, nur ist im öffentlichen Diskurs nichts davon zu hören. Anstatt einem breiteren Publikum verständlich und wissenschaftlich eindeutig zu begründen, warum die Befürchtungen von Klimaforschern dennoch begründet sind, wird regelmäßig auf die 97 Prozent oder gar 99,5 Prozent der Wissenschaftler verwiesen, die angeblich an den menschengemachten Klimawandel glauben. Das ist für eine Frage von so eminenter Bedeutung ein erstaunlich schwaches Argument.

Hätte man zu Zeiten Galileos eine Befragung der damaligen Wissenschaftler durchgeführt, dürften alle Befragten geglaubt haben, dass die Sonne um die Erde kreist. Nicht umsonst wurde die Richtigkeit wissenschaftlicher Thesen bislang noch nicht durch Mehrheitsmeinung entschieden, sondern durch experimentellen Nachweis.

Auch die Orientierung an prominenten Fürsprechern hilft in dieser Frage nicht wirklich weiter. Wenn auf der einen Seite Lichtgestalten wie Al Gore, Barack Obama, Robert Habeck und Greta Thunberg vom menschengemachten Klimawandel überzeugt sind und auf der anderen Seite Unsympathen wie Trump, Putin, Bolsonaro und die AfD diese These bezweifeln, ist es dann nicht geradezu ein Gebot staatsbürgerlicher Verantwortung, nicht länger am menschengemachten Klimawandel zu zweifeln? Darauf deutet die moralische Delegitimierung unerwünschter wissenschaftlicher Positionen hin.

Irgendwann wird die Wissenschaft hoffentlich eine experimentell beweisbare Aussage über den menschlichen Anteil am Klimawandel liefern können, aus dem sich angemessene Maßnahmen ableiten lassen. Bis dahin wünscht man sich einen offenen Diskurs und mehr Gelassenheit in der Debatte.

 
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