Mümis Bloghouse - Gäste Blog

Es wird wieder ein sehr schwieriges Schuljahr

In diesen Wochen starten die 16 deutschen Länder mit ihren rund 10 Millionen Schülern in ein neues Schuljahr. Es wird in mehrfacher Hinsicht ein sehr schwieriges Jahr, ja ein noch schwieriges als je zuvor. Und es wird das nächste Jahrzehnt und damit für eine komplette Schülergeneration so bleiben. Falls überhaupt jemals gegengesteuert wird. Die Probleme haben nicht in erster Linie damit zu tun, dass die Schulen aufholen müssen, was drei Corona-Jahre an Bildung anrichten konnten: Denn es gab wegen – übrigens zumeist überflüssiger - Schulschließungen je nach Jahrgangstufe zwischen 600 und 900 Stunden, also in der Summe gut ein halbes Schuljahr an Präsenzunterricht, der nicht stattfand und der nur rudimentär mit digitalisiertem „homeschooling“ ausgeglichen werden konnte. Und dessen Ausfall vor allem zu Lasten von Schülern aus schwierigen und zumal migrantischen Milieus ging.

Es sind darüber hinaus vor allem drei Probleme, vor denen die Schulen erneut, ja sogar in verschärfter Form stehen.

Erstens: Die Schulen haben – nicht nur wegen Corona, sondern auch politisch und „bildungswissenschaftlich“ gewollt – die Ansprüche über Jahre hinweg heruntergefahren, um Schüler und überehrgeizige (Helikopter-)Eltern nicht zu frustrieren. Auswendiglernen, Basiswissen, Rechtschreibung, Kopfrechnen, Geographiewissen, Länderkunde, Jahreszahlen und Geschichtswissen, Gedichtlernen, Lektürekanon und dergleichen galten als vorgestrig, denn man kann angeblich ja alles „downloaden“ und „just in time“ googeln. Infotainment, Entertainment, Spaß-, Gefälligkeits- und Erleichterungspädagogik waren angesagt. Folge: Die Leistungen wurden schwächer, dies allerdings wurde kaschiert mit immer besseren Noten. Ein Abschlusszeugnis mit einer Zwei unter’m Strich ist Durchschnitt, eine Eins vor der Kommanote im Abitur ist bei 40 Prozent der Abiturienten Standard geworden. Die Hochschulen platzen zugleich wegen Hunderttausenden an begrenzt Studierfähigen aus den Nähten. Schließlich hat sich die Zahl der Studenten binnen zwei Jahrzehnten von 1,9 Millionen auf aktuell 2,9 Millionen explosiv erhöht. Das gelang nur mittels Niveauabsenkung samt Inflation an geschönten, unehrlichen Zeugnissen. Dies einzufangen wird eine gewaltige Kraftanstrengung erfordern. Zumal das Leistungsprinzip aus ideologischen Gründen seit Jahrzehnten in Misskredit gebracht worden war. Denn es galt: „Leistung“ sei Stress, etwas sozial Ungerechtes, Selektives, Diskriminierendes, ja schier Faschistoides. Die Folgen solchen Denkens kann man mittlerweile nicht nur an der (vormaligen) Bildungsnation, sondern auch an der vormaligen Fußball- und Leichtathletiknation erkennen.

Zweitens: Schule, Berufsschule und Ausbildungsbetriebe können nicht ausgleichen, was eine ungeregelte Zuwanderungspolitik mit sich brachte und vermehrt mit sich bringt. Die Probleme werden noch größer werden, wenn man sich die neue Zuwanderungspolitik der „Ampel“ und die überbordenden Migrantenanteile in der Grundschule (bundesweit derzeit im Schnitt bei fast 40 Prozent) anschaut. Eines sollte indes festgehalten werden: Migrantenkinder sind in Deutschland seit eh und je Risikogruppen. Seit PISA 2000 wissen wir, dass Migrantenkinder in Deutschland in etwa ein PISA-Ergebnis erreichen, wie es der Türkei entspricht: Schüler dort lagen in allen PISA-Bereichen um bis zu drei Schuljahre hinter deutschen Schülern in Deutschland. Aus PISA ist zudem bekannt, dass die Leistungen in Klassen ab einem Anteil von mehr als 20 Prozent Schülern mit Migrationshintergrund signifikant sinken. PISA 2003 gab noch differenzierter Auskunft. In der Mathematik erreichten Deutschlands Neuntklässler mit 503 Punkten einen international mittleren Wert. Deutsche Schüler ohne Migrationshintergrund erzielten 527 Punkte, Kinder zugewanderter Familien 454 und Kinder der ersten Migrantengeneration 432. Das bedeutet: Zwischen diesen Gruppen liegt eine Leistungsdifferenz von fast drei Schuljahren. Die hohe Politik und der Großteil der Medien stellen sich demgegenüber taub, wiewohl der Migrantenanteil sich seit den ersten PISA-Test verzwei-, ja verdreifacht hat. Es reicht auch keineswegs aus, zusätzliche Förderangebote zu machen. Vielmehr müssen diese Angebote verpflichtend angenommen werden. Es gibt hier eine Hol-Schuld. Wer die Angebote nicht annimmt, dem sollten gegebenenfalls Transferleistungen gekürzt werden.

Drittens: Dieses Problem werden viele Schüler vom ersten Tag des neuen Schuljahres spüren. Denn es fehlt an Lehrern. Geschätzt derzeit in der Größenordnung von bundesweit dreißig- bis vierzigtausend. In einigen Ländern mehr, etwa Berlin und Bremen, in anderen, etwa Bayern, etwas weniger. Und am Ende des Jahrzehnts könnten sogar 150.000 Lehrer fehlen. Hier hat die Personalpolitik der 16 Ländern massiv versagt. Denn seit der Jahrhundertwende 2000 musste bekannt sein, was auf den Schulsektor zukommt: sehr viele Lehrer, die in den Ruhestand gehen; eine gleichbleibend hohe Zahl an Schülern und zu wenig Lehrernachwuchs. Weil Politik aber nicht über den Tellerrand einer vier- oder fünfjährigen Legislaturperiode hinausschaut, Lehrerbedarfsplanung aber über ein Jahrzehnt hinaus weisen müsste, wird dieses Problem – wiederum zu Lasten des Bildungsanspruchs – von Dauer bleiben.

Das heißt: Eigentlich haben die 16 deutschen Schulminister – hoffentlich unterstützt von ihren Länderchefs und deren Finanzministern - mehrere Herkulesarbeiten vor sich. Diese Arbeiten müssen endlich angepackt werden. Das wäre um ein Vielfaches wichtiger, als sich mit Ideologieprojekten wie der Zulassung des Gender-Sternchens und der Queer-Aufklärung in den Schulen zu befassen.

 
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