Mümis Bloghouse - Gäste Blog

Leserbrief an die FAZ – zur Dokumentation globaler Ausweglosigkeit bei den Weltkonflikten

Diesmal in muemis Gästeblog ein Leserbrief an die FAZ zu den beherrschenden Weltkonflikten unserer Zeit und zur Eskalation des Antisemitismus in Europa, angeregt durch die „Seite 3, Zeitgeschehen“, FAZ vom 19. August 2025, der bei der Leserbriefredaktion keine Gnade fand und den ich darum hier veröffentliche.

Wer wie ich (Jahrgang 1937) seit Jahrzehnten täglich neben anderen Nachrichtenmedien fünf Zeitungen auf Neuigkeiten und Wissenswertes durchsucht, wird eher selten so stark „vom Hocker gerissen“, wie es mir nach der morgendlichen Lektüre der Seite 3 „Zeitgeschehen“ der FAZ vom 19. August 2025 widerfuhr. Nicht nur wird in einzigartiger Kompaktheit, Präzision und Kürze in vier redaktionellen Texten und einem Gastbeitrag über die beherrschenden Konflikte unserer Zeit berichtet, der Leser wird in bisher nicht erlebter Weise angestiftet, den Erkenntnisschrecken, den dieses journalistische Dokument auslöst, soweit wie möglich zu verbreiten: dass die globalen Konflikte, die uns täglich auf den Nägeln brennen, nicht nur miteinander verwoben sondern ihre Lösungswahrscheinlichkeiten trotz aller politisch-diplomatischen wie trumpschen Bemühungen letztendlich extrem gering sind, frei nach Walter Kempowskis Abschiedstitel „Alles umsonst“.

Das leuchtet beim China-Taiwan-Konflikt am ehesten ein, wobei die von Berthold Kohler beschriebene Nähe zum Russland-Ukraine-Krieg mit dem Hinweis besonders offenbar wird, dass Peking genau verfolgt, welche Zugeständnisse Trump dem Aggressor Putin macht und wie diese China dazu verleiten könnten, analoge Konsequenzen Richtung Taiwan zu ziehen. Da lässt es den morgendlichen Leser nicht unberührt, wenn die Nachricht von Seite 1 „links oben" mit einfließt, dass die chinesische Marine nach Angaben ihrer Küstenwache, den amerikanischen Zerstörer USS Higgins aus dem Gebiet um das von China ebenfalls beanspruchte Scarborough-Riff „abgedrängt" hat.

Angesichts der Fülle der von Reinhard Veser zusammengetragenen „öffentlich bekannten“ Bedingungen, die Moskau an seine Bereitschaft zur Mitwirkung an einer Friedenslösung knüpft, verblüfft die Kaltschnäuzigkeit, mit der Präsident Trump bei seinen europäischen Partnern den Eindruck zu erwecken versucht, dass Fortschritte in Richtung Beendigung des Krieges in Reichweite seien, wenn man nur seiner Führung vertraue. Nach der Lektüre von Vesers überraschend ernüchterndem Text wird klar, wie weit der Trumpsche Ansatz einer Konfliktlösung vom Kleinen Einmaleins des politischen Geschäfts entfernt ist, wonach nicht das große Wort vor der Kamera, sondern das Kleingedruckte auf dem Papier zählt.

Schon der den meisten bisher nicht bekannte Hinweis spricht Bände, was Putin absurderweise unter robusten Sicherheitsgarantien versteht, nämlich, dass er beansprucht, Russland selbst als eine der Mächte zu sehen, die der Ukraine gegen einen bewaffneten Angriff beizustehen hätten. Gar nicht zu reden von der geforderten bedingungslosen völkerrechtlichen Anerkennung sämtlicher russischer Eroberungen und dass über eine Waffenruhe überhaupt erst nach einem vollständigen ukrainischen Truppenabzug aus den vier ukrainischen Oblasten gesprochen werden kann, von denen bisher drei noch nicht einmal vollständig erobert sind. Dringende Empfehlung zum Studium dieser Liste von rund einem Dutzend putinscher Bedingungen, die die Chance auf eine Beendigung dieser größten kriegerischen Auseinandersetzung unserer Zeit in eine ferne Zukunft rücken lassen.

Nicht viel anders steht es um den Nahostkonflikt, der zwar geographisch etwas weiter von uns entfernt ausgefochten wird, dessen Ausverlagerung auf die Straßen unserer Städte mit dem Drang vieler muslimischer Zuwanderer einhergeht, ihre archaischen und gewaltaffinen Riten und religiösen Überzeugungen den einheimischen Europäern möglichst penetrant zu vermitteln.

Daher machen die Bemühungen des Sonderbeauftragten von Präsident Trump im Libanon, Tom Barrack, nicht nur deutlich, wie stark über die Palästinenser im Westjordanland und in Gaza hinaus auch die übrigen arabischen Nachbarn Israels von dessen Überlebenskampf in dieser brodelnden Weltregion betroffen sind.

Dass damit nach einem Jahrzehnt überwiegend muslimischer Massenzuwanderung auch das ehemals christliche Europa zu einem Teil des Nahostkonflikts geworden ist, hat viele „schlafwandelnde“ Zeitgenossen offenbar noch nicht erreicht. Und das, obgleich der Bevölkerungsanteil von Migranten überwiegend muslimischer Religion in Europas Hauptstadt Brüssel inzwischen 70 Prozent ausmacht.

Benjamin Graumann hat sicher recht, wenn er ein stark ausgeprägtes, öffentliches und mediales Phlegma bei der Wahrnehmung der fatalen Folgen dieser Entwicklung konstatiert. Doch selbst er wagt es nicht, den von ihm beklagten zunehmend aggressiven Antisemitismus in Europa auf seine wahren Ursachen zurückzuführen und belässt es bei der üblichen aber fragwürdigen alleinigen Zuordnung zum europäischen Rechts- und Linksextremismus.

Da hat Karl Lagerfeld seligen Angedenkens diese Sache einst mit einem klareren Blick auf den Punkt gebracht: Man kann nicht Millionen Juden töten und dann später Millionen ihrer ärgsten Feinde ins Land holen.




 
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