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Schamlos oder klug?

Das babylonische Denk- und Sprachgewirr, das Deutschland und den Westen auszeichnet, registriert man als Politiker, der nach der Wende einige Jahre humanitär und politisch beratend  in St. Petersburg  tätig war, schon. Seinerzeit gelangte man bald in die Nähe von Putin, den hier noch niemand kannte. Man wurde als Oppositionspolitiker mehrfach ins dortige Rathaus einbestellt, um dem Hamburger Senat die Drohung zu übermitteln, dass die Städtepartnerschaft zwischen Hamburg und St. Petersburg Schaden nehme, sogar im schlimmsten Fall nicht fortgesetzt werden könnte, wenn der Bürgermeister für auswärtige Beziehungen und Wirtschaft nicht bald nach Hamburg eingeladen werde. In Hamburg betrachtete man den Ex-KGB Mann  aus Dresden offenkundig lange als unerwünschte Person und fokussierte den Blick auf Oberbürgermeister Sobtschak. Vor Ort bekam man dagegen ziemlich rasch  einen Eindruck von dessen Stellvertreter als Machtmenschen mit entsprechendem Netzwerk.

Schließlich wurde die Einladung an Wladimir Putin vom damaligen Hamburger Bürgermeister ausgesprochen. Auch dieser  ist seit zwei Jahren im russischen Gasgeschäft als Vorsitzender des Aufsichtsrats für Russland des "South Stream"-Konsortiums tätig. Von ihm hört man im Gegensatz zu Gerhard Schröder in dieser Zeit des Konflikts mit Russland nichts. Das ist immerhin  klug. Über seinen Genossen Schröder muss man sich nicht mehr wundern. Er hat seit langem die Schranken von Anstand  und Moral versetzt.

Entsetzt bin ich allerdings über meinen Parteifreund Mißfelder, der seit Jahren von einem Fettnapf in den nächsten tritt. Hier ist nicht die Teilnahme sondern die Person das Problem. Als USA-Beauftragter trat er schnell zurück. Als außenpolitischer Sprecher ist er viel zu lange im Amt und in der Krisenbewältigung sichtbar überfordert. Man sollte ihn schnellstens aus dieser Position zurückziehen. Auch wenn er sich nun zum Privatmann erklärt, hätte er über diesen Status schwerlich eine Einladung zur  Schröder -Sause bekommen. Vielleicht winkt bald auch ihm ein Auftrag im Gasgeschäft. In Sachen Lobbyismus soll er ja nicht gerade erfolglos sein.

Peter Schmidt
Ehemaliger Abgeordneter der Hamburgischen Bürgerschaft und  Vorsitzender der Hanse-Brücke- Hamburgische Gesellschaft zur Pflege von Städtepartnerschaften e.V.

 
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