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Otto von Bismarck zum 200. Geburtstag

Am 1. April 1815 wurde Otto Eduard Leopold von Bismarck im Schloss Schönhausen bei Stendal als zweiter Sohn des Rittergutsbesitzers Ferdinand von Bismarck und seiner Gattin Wilhelmine, Tochter des friderizianischen Kabinettsrats Mencken, geboren. Bismarcks Geburtshaus wurde 1958 von den DDR-Machthabern gesprengt. Nach dem Abitur studierte Bismarck Jura in Göttingen. 1851 wurde er preußischer Bundestagsgesandter in Frankfurt und hatte Kontakt mit dem Bankier Rothschild, der ihm als Vermögensverwalter Gerson Bleichröder empfahl. Bismarck wurde dann zunächst preußischer Gesandter in St. Petersburg und anschließend in Paris, bis er 1862 zum preußischen Ministerpräsidenten und zum Minister des Auswärtigen Amtes von König Wilhelm ernannt wurde. Bismarck hat drei Kriege geführt.  

1864 Krieg gegen Dänemark

Der dänische König war König des dänischen Staates und zugleich Herzog von Schleswig und von Holstein, das zum deutschen Bund gehörte (Up ewig ungedeelt). Der dänische König war also auch deutscher Bundesfürst. Nach dem Tod des Dänenkönigs Friedrich VII (1863) erlosch die Hauptlinie des dänischen Königshauses. Dänemark wollte nun zu Unrecht Schleswig als dänische Provinz annektieren. Der Deutsche Bund beauftragte darauf Preußen und Österreich, Sanktionen gegen Dänemark umzusetzen. Preußische Truppen besiegten die Dänen nach Einnahme der Düppeler Schanzen. Da Bismarck vom preußischen Abgeordnetenhaus keine Kriegskredite bewilligt wurden, lieh sich Bismarck das nötige Geld über Bleichröder von den Rothschilds.Im Frieden von Wien trat Dänemark das Herzogtum Schleswig an Preußen und das Herzogtum Holstein einschließlich von Altona an Österreich ab.  

1866 Krieg gegen Österreich

Österreich verwaltete durch viele Ausnahmeregelungen praktisch gemeinsam mit Preußen die Grafschaft Holstein. Das konnte nicht gutgehen. Preußen marschierte in Holstein ein. Im preußisch-österreichischen Krieg siegten die Preußen mit der Schlacht bei Königgrätz. Am Abend der Schlacht verlangte der französische Botschafter Benedetti sehr zudringlich von Bismarck zur Erhaltung des Gleichgewichts in Europa eine Kompensation für Frankreich: Gebiete westlich des Rheins einschließlich der Stadt Mainz und die gesamte bayerische Pfalz. Bismarck lehnte dieses Ansinnen ab. Dann sprach Benedetti von der Einverleibung Belgiens durch Frankreich und überreichte Bismarck einen eigenhändig geschriebenen Entwurf für diese Annexion. Der Krieg gegen Österreich wurde ebenfalls von Bleichröder vorfinanziert.  

Das Königreich Hannover war gegen eine weitere Einigung deutscher Staaten und wurde von Bismarck annektiert. Das Vermögen der Welfen wurde beschlagnahmt und die 16 Millionen Vereinstaler von Bleichröder verwaltet. Mit diesem sog. Welfenfonds versuchte Bismarck, sich die Presse gefügig zu machen. Er hielt die Journalisten für Reptilien, die mit Geld gefüttert werden müssen (Reptilienfonds). Erst Kaiser Wilhelm II zahlte die Zinsen aus dem Welfenfonds an das Oberhaupt des Hauses Hannover. Durch Beschluss des Reichsgerichts wurden die Welfen 1933 entschädigt.  

1870 Krieg gegen Frankreich

Der spanische Thron war seit 4 Jahren vakant. Ohne Wissen des Königs förderte Bismarck die Kandidatur des jungen Erbprinzen Leopold von Hohenzollern-Sigmaringen. Napoleon III sah sich von den Hohenzollern umzingelt und schickte seinen Gesandten Benedetti zu König Wilhelm nach Bad Ems. Zu dieser Zeit hatte die Familie Hohenzollern-Sigmaringen bereits auf die Kandidatur verzichtet. Benedetti verlangte, dass Preußen nie wieder seine Zustimmung zur Kandidatur eines Hohenzollern für den spanischen Thron geben werde. Bismarck wurde unterrichtet und veröffentlichte die gekürzte sog. Emser Depesche mit dem Schlusssatz: „Seine Majestät der König hat es darauf abgelehnt, den französischen Botschafter nochmals zu empfangen und demselben durch den Adjutanten vom Dienst sagen lassen, dass Seine Majestät dem Botschafter nichts weiter mitzuteilen habe“. Sechs Tage später erklärte Frankreich Preußen den Krieg.  

Die Schlacht bei Sedan am 1. September 1870 und die Gefangennahme des französischen Kaisers Napoleon III. war vorentscheidend für den Sieg Preußens. Vorsichtshalber hatte Bismarck nach der Kriegserklärung Frankreichs an Preußen den Engländern das Schreiben Benedettis über die Annexion Belgiens zukommen lassen, damit die Engländer nicht an der Seite Frankreichs gegen Preußen in den Krieg ziehen. Bei den Friedensverhandlungen wusste Bismarck keinen besseren Unterhändler als Bleichröder, um den Franzosen die größte Reparationssumme abzupressen, die bis dahin je ein Sieger einem Besiegten abgepresst hatte: fünf Milliarden Francs, die von der Pariser Rothschild-Bank finanziert wurden. Zusätzlich erhielt Deutschland Elsass-Lothringen.  

Die Reichsgründung und Kaiserproklamation fand am 18. Januar 1871 im Spiegelsaal zu Versailles statt. König Ludwig II. von Bayern war ursprünglich gegen die Reichsgründung, wurde aber mit einigen Millionen Talern aus dem Welfenfonds und jährlichen Zahlungen von 300 000 Talern bis zu seinem Lebensende 1884 umgestimmt, d.h. bestochen. Ludwig II hat auch nie einen preußenfeindlichen Minister ernannt. Ludwig konnte weiterbauen und auch das Wagnerfestspielhaus in Bayreuth 1876 finanzieren. Die 5 Milliarden Francs lösten einen nie dagewesenen Boom und ein Spekulationsfieber in Berlin aus. Es waren die Gründerjahre.  

1871 wurde Bismarck in den Fürstenstand erhoben, zum Reichskanzler des Deutschen Reiches ernannt und erhielt von Kaiser Wilhelm I. den Sachsenwald und Friedrichsruh. Die Beziehung zwischen Bismarck und seinem Bankier Bleichröder hat der Historiker Fritz Stern (Columbia University in New York) in seinem Werk „Gold und Eisen“ dargestellt. Bismarck hat im Deutschen Reich 1883 das Gesetz über die Krankenversicherung und das Unfallversicherungsgesetz und 1889 das Gesetz über die Invaliditäts- und Altersversicherung eingeführt. Im Dreikaiserjahr 1888, Wilhelm I und sein Sohn Friedrich III, Schwiegersohn von Queen Victoria und die große Hoffnung der Liberalen, waren gestorben. Der neue Monarch Wilhelm II und Bismarck waren in ihrer Gedankenwelt, ihrer Lebenserfahrung und ihrem Charakter völlig verschieden. So wurde der Autokrat Bismarck von Wilhelm II zur allgemeinen Erleichterung 1890 entlassen.  

Bismarck wurde nach seinem Tod in Friedrichsruh am 30. Juli 1898 besonders von der akademischen Jugend verehrt, da er die Reichsgründung vollendet hat, die beim Wartburgfest 1817, beim Hambacher Fest 1832 und von der Frankfurter Nationalversammlung in der Paulskirche 1848 /49 gefordert wurde.

 
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