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SportfivePlus, HSVMinus - Rettungsversuch oder kalte Enteignung des HSV e.V.

Der HSV gehört auch im 127. Jahr seiner Geschichte und im 51. Jahr seiner Mitgliedschaft in der 1. Bundesliga trotz seiner Schulden von 100 Mio. Euro noch immer zu den reichsten Sportvereinen Europas. Kaum ein Großverein verfügt über eine vergleichbar exzellente Ausstattung mit Werten wie der HSV: einem der eindrucksvollsten Stadien Deutschlands, dem legendären Ruf eines weltumspannenden Imageträgers seiner Stadt, einer der im globalen Profisport potentesten Sportmarken, einem 30 Sparten umfassenden Amateurbereich, mit dem der HSV zu den wenigen überlebenden Universalsportvereinen gehört, sowie schließlich einem über Hamburgs Grenzen hinaus bestaunten Stimmungskapital von 73.000 enthusiastischen Mitgliedern.

Ungerecht wäre es, den spektakulären Niedergang des HSV allein der gegenwärtig amtierenden Vereinsführung zuzuschreiben, auch wenn sie sicher ihren Anteil an der wirtschaftlichen wie sportlichen Misere hat. Der innere Verfall des HSV setzte ein, als mit der Tradition gebrochen wurde, der Jugend- und Sportförderung verschriebene und selbst als Sportler ausgewiesene Persönlichkeiten mit der Vereinsführung zu betrauen, die zudem in ihrem Beruf erfolgreich und damit wirtschaftlich unabhängig waren.

Paul Hauenschild und Carl-Heinz Mahlmann gehörten zu diesen legendären Vereinsführern. Aus den 70er und 80er Jahren ragen Paul Benthien, Deutscher Meister im Tischtennis, und Wolfgang Klein, Deutscher Meister im Weitsprung, mit Entscheidungskraft und Führungskompetenz hervor. Das Unglück begann, als der Sportfive-Manager Bernd Hoffmann das Ruder beim HSV übernahm. Nach einer durchaus ansehnlichen Erfolgsphase überwarf sich Hoffmann 2009 mit seinem in der Mitgliedschaft hochangesehenen Sportdirektor Dietmar Beiersdorfer, was eine zweijährige führungslose Phase in diesem strategisch wichtigen Ressort zur Folge hatte.

Beiersdorfer hatte sich mit zunehmender Vehemenz dagegen zur Wehr gesetzt, dass Starspieler seiner Ligamannschaft stets dann auf die Transferliste gesetzt wurden, wenn sie am Markt fette Erlöse versprachen. Man munkelte, dass nur auf diesem Wege die gegenüber Sportfive eingegangenen finanziellen Verpflichtungen zu erfüllen waren.

Offenbar störte man sich weder im Kontrollgremium Aufsichtsrat noch in der Hamburger Sportpresse daran, dass mit dem systematischen Entzug von Topspielern, der eine in der übrigen Liga nie erreichte Intensität an Kaderwechsel zur Folge hatte, der sportliche und damit wirtschaftliche Niedergang des Vereins vorprogrammiert war.

Was Wunder, dass Otto-Ernst Rieckhoff mit seinem Vorstoß, die Fußballprofiliga aus dem Führungsschlamassel des Vereins auszugliedern, breite Zustimmung fand. Auch wenn man ahnen konnte, dass bei der Umsetzung des von einer fast 80prozentigen Mehrheit unterstützten Ausgliederungsbegehrens der Teufel im Detail stecken würde, hält sich die Begeisterung über das 300 Seiten umfassende Ergebnis doch mehr in Grenzen als den Protagonisten lieb sein dürfte.

Mit Unverständnis und Irritation registrieren viele Alt-HSVer, die sich von Rieckhoffs Initiative einen Durchbruch zu neuen Ufern versprochen hatten, dass aus der beabsichtigten Ausgliederung der Profifußball-Liga unversehens eine Totalenteignung des Altvereins von seinen wichtigsten Vermögensassets Stadion und Raute werden soll.

Wenn es noch hingehen mag, eine enge rechtliche Anbindung der Stadion KG an die geplante Fußball AG vorzusehen, dürfte eine vermögensrechtliche Trennung der Markenrechte an der Raute vom HSV e.V. kaum Chancen auf das erforderliche Placet seitens der Mitglieder haben. Schließlich haben Generationen von HSVern mit ihren sportlichen Erfolgen in allen Sparten, vor allem auch des Amateursports, zum „Ruhm der Raute“ und damit zu seinem heutigen Markenwert beigetragen.

Es ist schwer zu erkennen, wie die HSVPlus-Initiatoren mit diesem „unforced error“, der für nicht wenige treue Vereinsanhänger einem Affront gegen die HSV-Seele gleichkommt, eine 75prozentige Mehrheit in der MV am 25. Mai erringen wollen.  

 
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